Reiche Söhne  ***

indie rock pop diskurspop

Weil reiche Menschen oft auch gut riechen, hat die Band ihre zweite EP "ODEUR" genannt, die Anfang 2021 erschienen ist. Die Zwillingsbrüder Jonas & Marius Dahmen sowie Rhythmusboy Stijn Scheper haben sich Ende 2017 in Halle (Saale) zusammengefunden.

Wie konstatierte Großmeister Jacques Palminger einst im TV? Er sei ein Vertreter der Generation Golf und meine damit nicht nur das Auto. Als Erben dieser Generation sehen Reiche Söhne das ganz ähnlich, auch sie lassen nur mit Wasser kochen. Das Trio um die Zwillingsbrüder Jonas und Marius Dahmen aus Halle a.d. Saale gründete sich Ende 2017, mit dem Wunschdrilling Herrn Scheper am Schlagzeug ist die Besetzung endgültig in Stijn gemeißelt.

Ihre aktuelle Yacht haben sie "Odeur" getauft. Diese EP ist eine Schmeichelei für alle Sinne, wohlduftender Indie-Rock mit Punk als Einstecktuch im Dreiteiler und einer Olive im Martini. Gelegentlich werden sie mit Die Ärzte aus Berlin (aus Berlin) verglichen, ihr international ausgelegter Breitbandsound ist aber kein Placebo, sondern knallt echt, idealerweise im Sommer auf Sylt, bei Gosch weißte? Aber sie als Band zu orten ist ähnlich schwierig wie ein "iPhone 3G", dem Opener ihres musikalischen Cocktailempfangs. Mit Die Ärzte teilen sie sich aber unbedingt die grammatische Unabhängigkeit. Und plötzlich gibt es im Diskurspop neue Player, verdammt reiche Player, die Musik für reiche Menschen machen. Sie haben immer Recht, vor allem aber auch einen gewissen Durchblick in der grau-braunen Region aus der sie kommen. Dicke Hipster sind dort das kleinste Übel. Auch wenn die wirklich sehr sehr übel sind, schwierig anzuschauen. Unbequemer ist nur Frieda. Wer nun glaubt, Reiche Söhne seien lediglich ein Band-gewordenes BWL-Meme, tut ihnen aber Unrecht. Vielmehr sind Reiche Söhne ein Hoffnungsschimmer der eloquenten Revolte gegen geistige (und monetäre) Armut in einer dunklen Höhlenlandschaft voller Rapper, nihilistischem House und stumpfem Deutschrock. Musikalisch kommen sie eher von der Insel, textlich aber sind diese Boys definitiv von hier. Die drei Mittzwanziger schreiben über alles was ihnen zufliegt. Das kann amouröse Logistikprobleme beinhalten, aber auch Gesellschaftliches. Denn Reiche Söhne haben begriffen, dass zum Beispiel Gender Equality auch die oberen Zehntausend betrifft. Ersguterjunge, Zwinkersmiley. Sie passen vielleicht nicht ins Tiny House, wollen auch gar nicht den Tennisplatz gegen den Coworking Space tauschen, aber haben ein gutes Herz. Wer weiß, vielleicht weil Mama Gefäßchirurgin ist.

Reiche Söhne müssen nicht arbeiten, so lautet ein verbreitetes Klischee. Das stimmt so nicht ganz, lange durften sie es nicht. Denn am liebsten reißen sie übel ehrenlos die Festivals ab. Da gehören sie hin, das ist natürliches Habitat. Da können sie die gleichen Sehnsüchte ausleben, die Opa noch bei der Großwildjagd kompensierte. Abenteuer, Action, Schlamm und Schweiß und mittendrin unser Trio, ein Traum in weiß! Derzeit widmen sie sich der Komposition eines neuen Opus, an der Riviera der malerischen Saale.

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Herkunft

  • Erfurt, DE seit 2017
  • Local Heroes Fördermitglied ***

Video + Audio

  • Reiche Söhne - Guter Junge
  • Reiche Söhne - In dein Tiny House passen wir nicht rein
  • Reiche Söhne - iPhone 3G (Live Session)
  • Reiche Söhne - Liebe per Express
  • Reiche Söhne - Meine Muse (Live Session)

bandmitglieder

  • Jonas // Gesang, Gitarre
  • Marius // Gesang, Bass
  • Stijn // Back-Vocals, Schlagzeug

Pressematerial