2015 war bisher DAS Jahr für das Stuttgarter Deutschpop-Quintett ANTIHELD. Nach dem PLAY LIVE Sieg Ende 2014 ging es rund für die fünf Jungs und der Tourbus stand den ganzen Sommer kaum still. Mit dem Southside, dem Open Flair, dem Mini-Rock-Festival und einer Support-Show für The BossHoss vor 10 000 Leuten waren auch ein paar echte Highlights dabei und der Name ANTIHELD wurde durch Deutschland getragen. Für die kalte Jahreszeit stehen neben dem Headliner-Slot für das traditionsreiche Rebstock-Festival und dem "Local Heroes"-Bundesfinale nun einige Clubshows und Indoor-Festivals an, um dann im Sommer 2016 wieder auf die großen Open Air-Bühnen zu steigen.
Batman, James Dean, Don Quijote: Die Liste der Antihelden aus mehreren Jahrhunderten zieht sich durch Comic, Film und Literatur. Antihelden sind nicht unfehlbar, gerade ihre Schwächen machen sie sympathisch. Von dieser Idee leben die Texte dieser Band und das Lebensgefühl, das sie in ihren Songs transportieren. Manchmal in spannendem Kontrast zur Musik, die eher „heldenhaft“ daherkommt - nicht zu verwechseln mit breitbeinig.
Mit ihrer Debüt-EP „An einem anderen Ort“ gibt es für den deutschsprachigen Raum erstmalig „Urbane Pop Hymnen“ zu hören. Ihre Idee von Pop ist anders als der gängige synthetische Einheitsbrei. Klassische Bandbesetzung, echte Instrumente. Sänger Luca singt die Zeilen, die Musik, Leben, Drama und Liebe auf den Punkt bringen: „Als Du wegzogst, verlor die Stadt ihr Panorama. All die Häuser wurden grau und mit ihnen unser Altbau. Nur der Proberaum blieb bunt, vielleicht sind Lieder und Erinnerung der Grund - an diese gute Zeit“. Die Musik darf auch mal heldenhaft sein, leidenschaftlich sowieso: ANTIHELD schrecken nicht vor großen Refrains und großen Worten zurück. Pathetisch? Ja. Kitschig? Nein.
Wie im Refrain von „Für Immer“: „Ich tätowier' mir deinen Namen in die Zukunft!“ Soviel zum Thema Hymnen. Sie machen nicht einmal einen großen Bogen um den oft verpönten Satz „Ich liebe dich“ - Weil sie es können, dürfen sie es auch. „Bei jedem Hörer werden andere Assoziationen geweckt. Ich versuche, wunde Punkte zu treffen, die wunden Punkte in jedem von uns.“
Die Musik dazu ist alles andere als eindimensional. Sie ist eingängig, folgt aber nicht ausschließlich dem Strophe-Refrain-Strophe-Schema. Sie vertont die Texte, nicht umgekehrt. Sie malt große Töne zu großen Bildern. Oder intim, wenn es der Song braucht. „Bei uns ist es sehr laut oder sehr leise, immer dynamisch Es gibt kein Lied, was einfach so durchläuft“.
Schon gar nicht die schweißtreibende Rocknummer „Kellerklub“, eine lebenspralle Hedonisten-Hymne, die gleichzeitig eine Hommage an den vielleicht liebsten Club der Heimatstadt Stuttgart ist. Das Album, das gerade entsteht, wird den Horizont noch einmal um ein Stück erweitern. Noch nicht alles verraten, klar. Aber soviel: „Wenn die Welt brennt“ ist so ein Song: eine Rock-voll-auf-die-Fresse-Hymne mit Akkordeon im Vordergrund, dazu Rap und Pop. Es wird nicht die einzige sein.
„Ich denke oft an Stuttgart, wenn ich Songs schreibe. Stuttgart ist unsere Homebase, das definiert sich über uns Typen. Wir sind eindeutig mehr Stadtkinder als Landkinder. Und ich schreibe gern über das urbane Leben, über diesen Stadtpuls. Darüber, einer von vielen, aber doch etwas Besonderes zu sein.“ sagt Luca. „Antihelden leben nicht auf dem Land, die leben in Gotham City oder anderen Metropolen.“ Oder halt in Stuttgart, wo seit 2014 „Urbane Pop Hymnen“ neu erfunden werden.